Um 4:15 Uhr klingelt der Wecker. Immer schwerer fällt das frühe Aufstehen. Eine Dreiviertelstunde später
sitzen wir im Auto und fahren zum Waimea Canyon. Es ist noch stockfinster, aber wenn wir zum Sonnenaufgang
da sein wollen, müssen wir früh los. Um 6:20 Uhr sind wir am Waimea Canyon Lookout. Wir sind ganz alleine.
Sonnenaufgang
Sonnenaufgang
Kurze Zeit später geht die Sonne über dem Canyonrand auf. Der Sonnenaufgang ist
schön, aber nicht allzu spektakulär. Da die Sonne genau gegenüber aufgeht, strahlt sie nur die Felsen
auf unserer Seite an. Bis sie auch die anderen Felswände erreicht, würde es etwas dauern.
So lange wollen wir aber nicht warten und fahren deshalb schon bald weiter.
Um 7:30 Uhr stellen wir unser Auto beim Kokee Museum ab und rüsten uns für die Wanderung.
Wir wollen die Trailkombination Nualolo Trail - Nualolo Cliff Trail - Awaawaphi Trail in Angriff nehmen.
Insgesamt 9,7 Milen oder 15,6 km liegen vor uns. Wir sind gespannt was uns erwartet. Das
Wetter ist sehr gut, die Sonne scheint. Um 7:40 Uhr stehen wir am Trailhead und laufen los.
Nualolo Trail
Nualolo Trail
Nualolo Trail
Nualolo Trail
Der Weg führt zunächst durch einen Wald. Im Schatten der Bäume ist es noch recht frisch, aber schon bald wird
uns durch einen kleinen Anstieg wärmer. In den Weg hineinragende Blätter sind vom Morgentau noch ganz nass
und geben uns eine ungewollte Erfrischung an den Beinen und Füßen. Nach 40 Minuten erreichen wir eine kleine Lichtung.
Nualolo Trail
Nualolo Trail
Nualolo Trail
Nualolo Trail
Immer weiter dringen wir Richtung Steilküste vor. Nach einiger Zeit lichtet sich der Wald und
wir können schon die ersten Felsen der Steilküste erkennen. Die Sonne wird kräftiger und
es gibt nur noch selten schattenspendene Bäume.
Das Wandern wird spürbar anstrengender. Scheinbar sind wir auf dem Trail ganz alleine unterwegs. Wir
haben noch keine anderen Wanderer getroffen.
Nualolo Trail
Nualolo Trail
Ab und zu müssen wir einige steilere Passagen bewältigen. Dies ist aber kein Problem,
da meistens immer irgendwo eine Baumwurzel ist, an der man sich festhalten kann.
Nualolo Trail
Nualolo Trail
Nualolo Trail
Nualolo Trail
Lolo Vista Point
Lolo Vista Point
Nach 3,4 Milen (5,5 km) haben wir um 9:50 Uhr den Abzweig zum Nualolo Cliff Trail erreicht.
Wir wollen aber zunächst noch 0,4 Milen weiter bis zum Lolo Vista Point gehen.
Dieses letzte Stück des Nualolo Trails ist wirklich sehenswert. Rechterhand
geht es steil den Abhang hinunter. Leichtes Unbehagen macht sich bei Melanie breit.
Es ist aber noch nicht ganz so schlimm, denn auf der linken Seite ist genügend
Platz, um der Abbruchkante zu entgehen.
Um 10:00 Uhr haben wir es geschafft. Ein Geländer markiert das Ende des Nualolo Trails.
Man kann noch etwas weiter um das Geländer herum gehen. Aber wie weit, das haben
wir nicht ausprobiert. Wir ruhen uns etwas aus und essen eine Kleinigkeit.
Dann machen wir unsere Fotos und Videoaufnahmen.
Nualolo Trailende
Nualolo Trailende
Der Ausblick ist atemberaubend. Direkt vor uns liegt das Nualolo Valley. Dahinter die anderen Klippen
der Napali Coast. Man kann fast den Kee Beach, am anderen Ende der Steilküste, erkennen. Uns wird jetzt klar,
dass dies das Valley ist, durch das wir gestern mit dem Hubschrauber geflogen sind. Pausenlos können wir das Geräusch
der Helikopter hören und sehen wie sie durch das Valley fliegen.
Nualolo Valley
Nualolo Valley
Nach einer Dreiviertelstunde Stunde gehen wir zurück zum Abzweig des Nualolo Cliff Trails.
Das Wort Cliff verheißt in Melanies Ohren nichts Gutes. Nur widerwärtig folgt
sie Marc.
Nualolo Cliff Trail
Nualolo Cliff Trail
Wir haben gerade erst ein kurzes Stück des Nualolo Cliff Trails geschafft, da kommt ein Hinweisschild.
Oh je, das bedeutet nichts Gutes. Melanie dreht sich der Magen um. Lass uns doch erst einmal um die
Ecke gucken, es ist doch bestimmt nicht so schlimm, meint Marc. Nur unter starkem Protest geht es weiter.
Was wir dann sehen, verschlägt uns
doch etwas die Sprache. Der Trail verengt sich sehr stark. Er ist nur noch wenige Fußbreiten breit.
Direkt daneben geht es hinab, zwar nicht senkrecht, aber doch so, dass man bis zum
Boden des Valleys sehen kann. Hinzu kommt, dass der Boden durch die vielen kleinen Geröllsteine sehr rutschig ist.
Wir wollen doch aber nicht den ganzen Weg zurückgehen? Also los! Die ersten Meter sind noch nicht ganz so schlimm
und wir können die Aussicht genießen.
Nualolo Valley
Nualolo Valley
Doch dann kommt eine Stelle, an der nur zwei Fußbreiten neben die Felswand passen.
Marc versucht Melanie zu beruhigen und schlägt vor, sich ganz nah entlang der Felswand zu bewegen und
sich an ihr festzuhalten (guter Vorschlag, oder?). Beherzt greift Marc in die Felswand und hat sogleich ein gutes Stück
von ihr in der Hand. Sie ist so porös, dass man sie quasi zerbröseln kann. Daher auch die vielen kleinen Geröllsteine.
Nualolo Cliff Trail - Der Trail verläuft links im Bild an der Felswand entlang
Nualolo Cliff Trail - Der Trail verläuft links im Bild an der Felswand entlang.
Melanies Beine werden butterweich. Es geht weder vor noch zurück.
Am liebsten möchte sie sich hinsetzen und weinen. Das geht aber nicht, denn es ist kein Platz zum Sitzen da.
Mit gutem Zureden schaffen wir es dann aber doch, gemeinsam dieses schwierige Trailstück zu meistern.
Doch halt! Melanie hat Marcs ganze Aufmerksamkeit beansprucht, so dass gar keine Fotos gemacht wurden.
Also geht Marc noch einmal zurück und erledigt dieses Versäumnis.
Nachdem Marc zurück ist, schnaufen wir beide erst einmal gemeinsam durch. Selbst Marc meint, dass dieses Trailstück
nicht ganz ohne ist. Mit einigen Wochen Abstand kann man im Nachhinein zwar sagen, dass es ein ganz
besonderes aufregendes Erlebnis war und im Endeffekt doch gar nicht so schlimm. Aber wenn man vor Ort ist
und nicht weiß, was hinter der nächsten Ecke auf einen zukommt, ist das anders.
Nualolo Cliff Trail
Nualolo Cliff Trail
Melanie hofft inständig, dass dies das schlimmste Trailstück gewesen ist. Um es vorwegzunehmen,
es war das heikelste Stück. Auf dem Bild links sieht man die schwierige Passage an der Felswand.
Der Trail verläuft in der Mitte des Bildes. Eigentlich doch gar nicht so schlimm, oder?
Dennoch würden wir diesen Abschnitt bei Regen nicht gehen wollen.
Bei Melanie hat sich die Anspannung etwas gelöst, so dass wir gut vorankommen.
Der Trail führt immer weiter entlang der Abbruchkante. Rechts ist aber
immer genügend Platz. 20 Minuten nach der schwierigen Situation am Kliff, müssen wir
uns durch meterhohes Gras und Gestrüpp schlagen. Da die Klippen weit genug entfernt sind
und wir nicht so stark aufpassen müssen, nutzt Marc die Gelegenheit und überprüft
am GPS-PDA die selbstkalibrierten topografischen Karten des USGS.
Nualolo Cliff Trail
Nualolo Cliff Trail
Nualolo Cliff Trail
Nualolo Cliff Trail
Das restliche Stück des Nualolo Cliff Trails ist unproblematisch. Die Aussichten sind nicht
mehr ganz so spektakülar, da wir teilweise wieder durch den Wald gehen. Um 12:35 Uhr erreichen wird die
Kreuzung mit dem Awaawapuhi Trail und sind 10 Minuten später an dessen Trailende beim Lookout.
Beim linken Aussichtspunkt des Awaawapuhi Vista Points kann man in das Nualolo Valley sehen. Beim
rechten Aussichtspunkt sieht man in das daneben liegende, etwas kleinere, Valley.
Blick vom Awaawapuhi Vista Point
Blick vom Awaawapuhi Vista Point
Die Aussichten sind zwar auch
fantastisch, aber wir sind der Meinung, der Blick vom Lolo Vista Point ist noch etwas spektakulärer.
Kann sein, dass wir auch falsch liegen, denn man könnte beim linken Aussichtspunkt, noch etwas weiter
nach vorne gehen. Vielleicht wäre von dort die Sicht in das Valley noch besser gewesen.
Allerdings meinte ein Hiker, der anscheinend schon da war, man müsste da aufpassen.
Somit lassen wir das lieber, denn wir hatten heute schon reichlich Nervenkitzel.
Awaawapuhi Vista Point - Blick in das Nualolo Valley
Awaawapuhi Vista Point - Blick in das Nualolo Valley
Nach einer halben Stunde machen wir uns um 13:20 Uhr auf den Rückweg. Über den Awaawapuhi Trail soll es
zurück zur Kokee Road gehen. Das sind 2,8 Meilen (4,5 km) bergauf. Vom Trailhead müssen wir dann
noch weitere 2,9 km zu unserem Auto beim Kokee Museum laufen. Ufff.
Der Weg führt überwiegend durch den Wald. Spektakuläre Aussichten auf die Steilküste
gibt es keine mehr. Knapp zwei Stunden lang quälen wir uns den Trail bergauf.
Awaawapuhi Trail
Awaawapuhi Trail
Awaawapuhi Trail
Awaawapuhi Trail
Um 15:10 Uhr erreichen wir den Trailhead des Awaawapuhi Trails an der Kokee Road. Nun steht uns noch der Rückweg
zum Auto auf dem Parkplatz des Kokee Museum bevor. Wir sind gerade ein Stück losgelaufen als ein Auto anhält.
Ein nettes Pärchen aus London fragt uns, ob sie uns mitnehmen können. Dankbar nehmen wir das Angebot an.
Kurze Zeit später sind wir wieder zurück beim Auto. Wir sind froh, dass wir die 2,9 km Fußweg gespart haben.
Die Wanderung war anstrengend, aber echt klasse. Müssten wir zwischen dem Awaawapuhi Trail und dem Nualolo Trail
wählen, würden wir den Nualolo Trail mit Lolo Vista Point nehmen.
Kalalau Vallay
Kalalau Vallay
Noch ein letztes Mal fahren wir zum Puu O Kila Lookout. Doch das Kalalau Valley ist erneut
in den Wolken versunken.
Gerne wären wir noch länger auf Kauai geblieben, um weitere Trails
an der Napali Coast und im Waimea Canyon zu unternehmen.
Besonders würden wir gerne irgendwann einmal den kompletten Kalalau Trail laufen.
Um 16:00 Uhr beginnen wir die Rückfahrt. Abendessen gibt es bei
Burger King für $14,46. Gegen 18:45 Uhr sind wir zurück im Hotel. Wir müssen
schon wieder Koffer packen. Morgen geht es nach Big Island.